RIDER INTERVIEW - Jonas Fischer

Jonas teilt seine persönliche Geschichte mit uns. Als ehemaliger Leistungssportler und angehender Profiradsportler musste er viele Rückschläge wegstecken und hat so seine Passion fürs Bikepacking gefunden. Wie er mit Depressionen umgeht und was ihn glücklich macht, erfährst du im folgenden Interview. 

Wenn dich ein Fremder bitten würde, dich in einem Satz zu beschreiben, was würdest du sagen?

Manchmal kämpfe ich ziemlich hart mit dem Leben, aber wenn ich es genieße, tue ich es in vollen Zügen.

Was bedeutet Bikepacking für dich?

Bikepacking gibt mir die Möglichkeit, alles zu tun, was ich mag. Ich kann schnell Rennen fahren, einen mehrwöchigen Urlaub machen und eine tolle Zeit mit Freunden verbringen.

Welche Art von Bikepacking magst du am liebsten?

Ehrlich gesagt? Das Abenteuer! Kein Stress, kein Rennen, nicht zu viel geplant. Einfach im Fluss bleiben und alles erleben, was neben dem Weg passiert. Menschen treffen, lokale Speisen probieren und das Fahrrad auch mal einen Tag lang stehen lassen, um etwas anderes zu genießen. Wie das Sprichwort sagt: Das Abenteuer beginnt, wenn der Plan endet.

Wie trainierst du für Rennen und Events?

Ich trainiere mit Freude und einigen Routinen. Ich bin kein großer Fan von Trainingsplänen. Das habe ich in meiner Jugend gemacht, als ich Profi-Radsportler werden wollte. Diese Zeiten sind längst vorbei. Jetzt sitze ich auf meinem Fahrrad, um die Zeit zu genießen. Zeit mit Freunden, das Gefühl meines Körpers und um meinen Geist zu befreien. Ich brauche Routinen, wie Gruppenfahrten an festen Tagen und Zeiten. Das hilft mir, aufzustehen und zu trainieren, anstatt auf meiner gemütlichen Couch zu bleiben. Wenn ich gerne Fahrrad fahre, kann ich es jeden Tag tun und immer besser werden. Ich glaube daran, Spaß zu haben und zu genießen, was man tut. Auf und neben dem Fahrrad. Anstatt der gesündesten Ernährung und maximalen Schlafenszeit genieße ich Zeit mit meinen Freunden, Essen, Getränken und Partys! Das lädt meine emotionale Batterie auf und hilft mir, schlechte Zeiten viel besser zu überstehen als jeder Trainingsplan.

Wie managst du deine Zeit?

Freiberuflich zu arbeiten, hilft mir sehr! Wenn das Wetter großartig ist, steige ich aufs Fahrrad und arbeite zu einer anderen Tageszeit. Wenn möglich, trainiere ich gerne morgens, um mich nachmittags nicht gestresst zu fühlen.

Wie planst du deine Rennen?

Bei Rennen mag ich es wirklich, gut vorbereitet zu sein! Ich überprüfe die Strecke und versuche, einen Rennzeitplan zu erstellen. Wo finde ich Nachschub und bis wann haben die Geschäfte geöffnet? Ich packe mein Setup im Voraus und denke sorgfältig über die Ausrüstung nach, die ich eingepackt habe. Kann ich etwas zu Hause lassen? Welches ist das beste Schlaf-Setup für mich, wie viel Schlaf brauche ich und was ist auf der Strecke möglich? Wenn ich nicht nur fahren, sondern auch ein Rennen bestreiten will, möchte ich vorbereitet und voll konzentriert sein.

Wie lief deine Saison?

Rennmäßig lief es nicht gut. Im Jahr 2023 hatte ich erhebliche Schwierigkeiten mit meinen Depressionen. Ich habe Rennen im letzten Moment abgesagt, mich nicht so gut vorbereitet wie gewünscht und mein Körper sagte mir fast jedes Mal während oder nach dem Event: Junge, du bist so überhaupt nicht bereit dafür. Depressionen sind schrecklich! Sie nehmen mir jede Motivation. Ich trainiere nicht genug und natürlich nicht regelmäßig. Ich bereite mein Setup nicht vor und bestelle neue Ausrüstung kurz vorher ohne Test. Ich bleibe im Bett, esse Junkfood und schaue mir dumme Fernsehsendungen an. Ich gehe nicht raus, um meine Freunde zu treffen, weil ich mich nicht als gute Gesellschaft sehe.

Hast du Erkenntnisse aus dieser Saison und Dinge, die du ändern wirst?

Alles, was ich tue, muss zu einer guten mentalen Gesundheitssituation führen. Wenn das der Fall ist, kann ich hart trainieren, mich auf ein Rennen konzentrieren und vor allem kann ich genießen, durch schwierige Zeiten während eines Rennens zu gehen. Um das zu erreichen, bin ich nach Hamburg zurückgezogen und mit meiner Freundin zusammengezogen. Ich bevorzuge die Großstadt. Ich genieße die Atmosphäre, die Subkultur und das Teilen all dessen mit meinen alten Freunden hier.

Was sind deine Pläne für das nächste Jahr?

Reisen, Reisen, Reisen mit meinen LFT Crew-Kumpels. Ich würde auch gerne an 1–2 Ultra-Rennen teilnehmen, habe mich aber noch nicht angemeldet. Irgendwelche Empfehlungen?

Was ist deine Superkraft?

Hilfreiche Excel-Tabellen erstellen.

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Fotos (C) @naturbuasch