Tour Divide 2024 mit Mateo Paez
Interview mit Tour Divide Finisher Mateo Paez
Hi Mateo! Erzähl uns gerne zuerst ein bisschen was über die Tour Divide, bei der du kürzlich mitgemacht hast.
Klar! Die Tour Divide ist eines der ältesten und herausforderndsten Bikepacking-Rennen der Welt. Sie erstreckt sich über 4.400 Kilometer, startet in Alberta, Kanada, und führt durch zwei kanadische Provinzen und fünf US-Bundesstaaten, bevor sie an der mexikanischen Grenze in New Mexico endet. Die Route verläuft hauptsächlich durch die Rocky Mountains und folgt grob dem Continental Divide Hiking Trail. Es ist eine anspruchsvolle Variante des legendären Wanderwegs für Radfahrer:innen.
Das ist wirklich beeindruckend! Du hast gesagt, dass du 17 Tage für das Rennen gebraucht hast?
Ja, genau. 17 Tage und 20 Stunden, um genau zu sein. Ich bin stolz darauf, es innerhalb der 17 Tage geschafft zu haben. Vorher war mein längstes Rennen nur sechs Tage, also war das eine ganz neue Ebene der Ausdauer und Herausforderung.
Wie hast du es geschafft, die lange Dauer im Vergleich zu deinen vorherigen Rennen zu bewältigen?
Die größte Herausforderung war definitiv die längere Zeit auf dem Trail. Nach meinem längsten vorherigen Rennen von sechs Tagen waren die nächsten elf Tage eine ständige Anpassung und Überwindung neuer Herausforderungen. Anfangs schien jedes Problem sich zu potenzieren, aber nach dem zwölften Tag fand ich einen Rhythmus. Meine täglichen Routinen und Prioritäten änderten sich drastisch. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Leben unterwegs normal, sogar auf eine Weise angenehm. Überraschenderweise war es schwieriger, nach dem Rennen wieder ins normale Leben zurückzukehren, als sich an das Leben unterwegs zu gewöhnen.
Das ist interessant. Kannst du mehr darüber erzählen, wie es war, wieder ins normale Leben zurückzukehren?
Im normalen Leben ist alles auf Komfort ausgelegt – unsere Häuser, Autos und täglichen Routinen. Auf dem Trail ist fast alles unbequem, aber das gehört zum Reiz dazu. Du bist ständig damit beschäftigt, irgendetwas zu managen, sei es das Wetter, deine Ausrüstung oder dein körperlicher Zustand. Nach dem Rennen ist es schwierig, sich wieder an den Komfort und die Ruhe des Alltags zu gewöhnen. Es ist, als wärst du im Überlebensmodus auf dem Trail und musst dich wieder an eine Welt gewöhnen, in der Komfort die Norm ist.
War das Rennen körperlich oder mental härter?
Am Anfang ist die körperliche Herausforderung am offensichtlichsten. Dein Körper durchläuft eine Anpassungsphase, in der jeder Muskel schmerzt und die schiere Anstrengung überwältigend ist. Aber sobald ich die Sechs-Tage-Marke überschritten hatte, normalisierte sich die körperliche Belastung und die mentale Herausforderung trat in den Vordergrund. Um die Halbzeit herum wurde der mentale Aspekt entscheidend – mit dem Wetter umgehen, Erwartungen managen und einfach motiviert bleiben durch die Monotonie und Anstrengung.
Hattest du Bewältigungsmechanismen für die schwierigen Zeiten?
Positives Selbstgespräch war entscheidend. Auch kurze Pausen halfen. Einfach mal fünf Minuten anhalten, still sitzen und den Geist entspannen lassen, machte einen großen Unterschied. Es war wie ein mentaler Reset, fast wie ein Nickerchen, ohne tatsächlich zu schlafen. Diese Strategie war besonders in den letzten drei Tagen des Rennens sehr nützlich.
Hattest du einen festen Plan für Schlaf oder tägliche Kilometer?
Ich hatte einen groben Plan – fünf Stunden Schlaf pro Nacht in der ersten Woche. Aber das war schwer durchzuhalten. Das Wetter spielte eine große Rolle, besonders während der ersten fünf Regentage. Oft musste ich meine Pläne anpassen, um Schutz zu finden oder Ausrüstungsprobleme zu lösen. In der zweiten Hälfte des Rennens fand ich dann einen Flow, der für mich funktionierte, aber er war ständig im Wandel.
Was war das Härteste in diesen 17 Tagen?
Zwei Tage stechen hervor. An einem Tag war ich mental blockiert, machte mir Sorgen um die Kosten des Rennens und fühlte mich schrecklich von dem vorgepackten Essen. Ein weiterer harter Tag war gegen Ende in Silver City. Ich war wieder durchnässt und meine nassen Socken und Schuhe brachten mich an einen Punkt, an dem ich aufgeben wollte. Ich musste anhalten, mich in ein Dugout setzen, meine Freundin anrufen und erst mal richtig weinen, bevor ich weitermachen konnte. Trotz dieser Tiefpunkte hatte ich zum Glück keine größeren mechanischen Probleme.
Und was war der beste Tag oder das beste Erlebnis?
Mein längster Tag war der beste. Ich war 26 Stunden am Stück unterwegs und legte 370 Kilometer von Silverthorne nach Loder Creek zurück. Alles lief perfekt – das Wetter, meine Energie und mein mentaler Zustand. Ich fühlte mich großartig, konnte gut essen, bekam neue Handschuhe und zog die ganze Nacht durch. Dieser Tag fasst die Höhen des Rennens für mich perfekt zusammen.
Rückblickend, wie fühlst du dich über die ganze Erfahrung?
Es fühlt sich unglaublich an. Manchmal ist es schwer zu glauben, dass ich es tatsächlich in 17 Tagen geschafft habe. Wenn ich an die Reise zurückdenke, bin ich stolz und motiviert, mich neuen Herausforderungen zu stellen. Selbst die härtesten Tage scheinen jetzt in einem besseren Licht. Das Rennen zu beenden, gab mir ein tiefes Gefühl der Erfüllung.
Lass uns mit ein paar schnellen Fragen abschließen.
Was hättest du gerne zurückgelassen?
Meinen Schlafsack. Ich hatte zu viel eingepackt.
Hat dir irgendwas gefehlt?
Nein, eigentlich hatte ich zu viel dabei.
Bestes Ausrüstungsstück?
Meine Rahmentasche. Sie war wie eine magische Tasche, die ich mit allem füllen konnte, was ich brauchte.
Schlechteste Entscheidung?
Ein Paar Socken in Abiquiu, New Mexico, nach Hause zu schicken. Ich brauchte diese trockenen Socken später wirklich dringend.
Beste Entscheidung?
Vor dem Rennen 800 Kilometer nach Banff zu touren. Das hat mich mental und körperlich auf den Trail vorbereitet.
Lieblingslied?
"Believe" von Cher.
Lieblingsessen?
Blaubeer-Käse-Danish, am besten von einer Tankstelle wie 7-Eleven. Sie haben 500 Kalorien pro Stück, und ich wurde nie satt davon.
Noch abschließende Gedanken?
Ich würde jeden ermutigen, sich harten Herausforderungen zu stellen. Es ist leicht zu vergessen, wie wichtig es ist, unsere Grenzen zu überschreiten und uns neuen Herausforderungen zu stellen. Das verändert deine Perspektive auf alles.
Folgende Mateo auf Instagram für Inspiration, beeindruckende Bilder und Stories.
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